Gefühlt kommt das Thema Beikost schon sehr schnell zur Sprache, wenn euer Baby doch irgendwie gerade erst geboren worden ist. Mir ging es zumindest so. Aktuelle Empfehlungen sprechen sich immer noch für einen Start frühestens mit 6 Monaten aus, aber auch nur, wenn alle Beikostreifezeichen erfüllt sind.
Jetzt kommen wahrscheinlich schon die ersten Fragen. Vielleicht habt ihr von Fachpersonen gehört mit 4 Monaten könnt ihr mit der Beikost starten oder es wurde euch nicht nur empfohlen, sondern, wie ich es hier von vielen Müttern höre, wurden viele sogar dazu gedrängt so früh schon zu starten. Aber warum ist das so? Der Eisenspiegel im Blut sinkt ganz physiologisch um den 6. Monat herum. Daraus ist im Laufe der Zeit drängen geworden, die Kinder müssen hier schon feste Kost zu sich nehmen. Wenn man allerdings mal von außen betrachtet nehmen die Kinder über Muttermilch oder Pre deutlich mehr an Kalorien und Eisen zu sich. Zudem sind viele Kinder in dem Alter noch gar nicht bereit für andere Nahrung.
Hier habe ich oft die Sätze von Müttern gehört, dass sie den Löffel einfach immer wieder reinstecken sollen, oder aber das Kind einfach nicht stillen oder keine Flasche geben sollen. So bekommt das Baby ordentlich Hunger und wird schon essen. Davon rate ich aber ganz klar ab, denn was lernen die. Kinder nur daraus? Essen ist Druck, Stress für beide Seiten, die Eltern, die beschützen sollen, arbeiten gegen das Kind usw. Dabei ist gerade für Kinder der richtige Umgang mit dem Essen sehr wichtig auch für später. Sie sollen lernen, wann sie satt sind, was Hunger ist, was ein Sättigungsgefühl ist und das Essen spaß macht und als Familie auch gemeinsame Zeit bedeutet. Zudem heisst es Beikost, weil es wirklich nur Beikost ist. Es sollen im ersten Lebensjahr noch keine Mahlzeiten „ersetzt“ werden, sondern Milch ist nach wie vor das Hauptnahrungsmittel.
Was aber sind denn jetzt die Beikostreifezeichen?
Diese Reifezeichen können die meisten Kinder mit 6 Monate erfüllen, aber sollte dein Baby sie in dem Alter noch nicht erfüllen, sei ganz entspannt:
- dein Baby kann mit leichter Unterstützung sitzen, hier entweder auf deinem Schoß oder einen Hochstuhl alleine
- es kann seinen Kopf komplett alleine halten
- Die Hand-Mund-Koordination, es nimmt also Dinge selbstständig in die Hand und führt diese zum oder in den Mund
- es zeigt Interesse am Essen. Das heißt es greift danach, will dir die Sachen gezielt aus der Hand nehmen. Achtung nicht zu verwechseln mit dem Spiegeln deiner Handlungen. Viele Kinder fangen früh das Spiegeln der Eltern an, d.h. euer Kind ist mit Tisch dabei, wenn ihr esst und du führst deinen Löffel Richtung Mund, öffnest ihn und steckst den Löffel in den Mund. Wenn du dein Kind beobachtet, macht es dies nach. Es öffnet auch den Mund und ist ggf „sauer“ weil bei ihm nichts im Mund ankommt. Dies ist aber kein Reifezeichen, es macht dich nur nach.
- Das wichtigste Reifezeichen ist der Zungenstoßreflex. Dieser ist ein Schutzmechanismus der bis zu einer gewissen Zeit alles aus dem Mund rausbefördert, was nicht hineingehört. Die Zunge schiebt also alles immer wieder raus und befördert es nicht aktiv nach hinten in den Rachen. Dies ist aber für Brei oder festere Nahrung, wie z.B. beim BLW sehr wichtig.
Wie kann ich denn nun am besten mit der Beikost starten?
Die WHO und auch führende Experten empfehlen frühestens mit 6 Monaten oder 180 Tagen mit der Beikost zu starten, wenn auch die Beikostreifezeichen erfüllt sind. Wie ihr anfangt, ist dabei schon fast egal, denn es muss zu euch und eurer Familie passen. Vielleicht möchtest du klassisch mit Brei anfangen? Diesen kannst du kaufen oder auch selber machen, hier ist der klare Vorteil, du weisst ganz genau was drin ist und du kannst ihn in kleine Portionen einteilen und einfrieren. Du brauchst auch nicht eine Woche so, dann die nächste Zutat dazu und so weiter. Mach einfach etwas fertig und schau, wie es deinem Kind bekommt. Wenn du den Brei einzelnd hast, kannst du schneller herausfinden, ob dein Kind ggf etwas nicht verträgt.
Bei BLW ist dies deutlich einfacher, hier geht man davon aus, dass die Kinder instinktiv nicht essen, was sie nicht vertragen. Dies kann ich aus persönlicher Erfahrung bei meinen Kindern sogar bestätigen.
Hier bei kannst du die Lebensmittel einfach bunt anrichten und deiner Fantasie freien lauf lassen. Du kannst die Möhre ist Stifte schneiden, ausstechen, ganz wie du magst. Wichtig ist nur, dass dein Kind es gut greifen kann. Im Idealfall sogar so, dass seitlich aus der Faust das essen herausschaut. So kann dein Kind fühlen, riechen, schmecken, matschen. Ja oft ist es eine riesen Sauerei, da die Kleinen mit ganzem Körpereinsatz essen. Aber hier beginnt das Essen ganz physiologisch schon im Mund, da dein Baby das Essen schon im Mund zerkleinern muss. Zudem kann dein Baby nach seinem Sättigungsgefühl essen.
Beim Brei bestimmen oft wie die Menge, bzw isst das Kind schon deutlich mehr, wie püriert essen wir viel mehr, als wenn wir die Zutaten einzelnd auf dem Teller haben. Ihr kennt es ja bestimmt von Smoothies, diese können wir gut und schnell trinken, wenn wir die Menge aber so nehmen, kauen und runterschlucken müssten, würde es deutlich länger dauern.
Aber ganz egal, wie ihr anfangen möchtet, schaut einfach, was für euch passt. Was ist für euch Stressfreier? Seid ihr oft viel und lange unterwegs, seid ihr zu den „Essenszeiten“ zuhause, möchtest du selber kochen oder fehlt die Zeit? Das ist alles wichtig im Bezug darauf, wie ihr mit der Beikost anfangen möchtet. Wichtig ist aber auch noch zu sagen, dass die Uhrzeit keine Rolle spielt, wann ihr anfangt. Ihr könnt morgens, mittags oder auch abends anfangen, so wie es bei euch passt. Empfehlen würde ich euch vorher und nachher zu stillen oder auch die Flasche zu geben. Neues lernen die Kinder besser, wenn sie entspannt sind. Es wird nicht gut das erste Mal essen, wenn es schon aufgeregt ist, weil es großen Hunger hat. Daher stillt es ruhig vorher, am Anfang sind die Mengen so gering, die im Baby landen, das dies nichts ausmacht.
Wenn du Fragen oder Anregungen hast, schreib mir gerne eine Mail.